Kreisgruppe Wolfenbüttel

BUND im Fachgespräch mit dem Veterinäramt Wolfenbüttel

30. Mai 2011

Von: BUND Kreisgruppe Wolfenbüttel

Zu einem Fachgespräch zum Thema Tiergesundheit in Intensivmastställen trafen sich in der vergangenen Woche Vertreter der Umweltverbände und Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung im Landkreis Wolfenbüttel mit Vertretern des Kreisveterinäramtes und der Landkreisverwaltung. Die Vertreter der drei Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung im Landkreis und Vertreter von BUND und NABU hatten umfangreiche Fragen zu Art und Umfang der Veterinärkontrollen in den neuen großen Hühnermastställen im Landkreis mitgebracht und informierten sich auch über die ersten Kontrollergebnisse zu Tiergesundheit und Tierschutz in den Hühnermastanlagen. "Die Aufsicht über die Tiergesundheit im Landkreis Wolfenbüttel kommt Ihrer Aufgabe gewissenhaft nach. Kreistierarzt Herr Dr. Kuhnt und seine Kollegin Frau Dr. Barnstorf konnten uns überzeugend berichten, dass es bei den bisherigen regelmäßigen Kontrollen jedes Mastdurch­ganges keine nennenswerten Beanstandungen zu den vorgeschriebenen Auflagen und Haltungsverordnungen gegeben hat. Das erleichtert uns sehr", resümiert Olaf Dalchow, Kreisvorsitzender im BUND Wolfenbüttel.Das Behördengespräch ist ein wichtiges Instrument, um Transparenz und Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen, die sich nach wie vor um die Tiergesundheit und mangelnden Tierschutz in den Intensivmastställen Sorgen machen. Dalchow wies darauf hin, dass der BUND die geltenden Vorgaben in der Nutztierhaltungsverordnung als unzureichend und nicht tiergerecht ansieht. So führen insbesondere die schnellen Gewichtszunahmen während der Mast häufig zu Erkrankungen an Skelett und Gelenken. Dass es immer wieder auch in den Mastställen des Landkreises zu Fußballenentzündungen von Masthühnern kommt, konnte auch der Kreistierarzt nicht ausschließen, auch wenn die Erkrankungen nach dem Wechsel der Einstreuart deutlich zurückgegangen seien. Das Halten von bis zu 24 Tieren je Quadratmeter nimmt den Hühnern jede Möglichkeit der Entfaltung von natürlichen Verhaltensformen. Unbefriedigend ist für den BUND auch die fehlende Überwachung der Geflügel-Festmisthaufen, die inzwischen überall im Landkreis in den Feldern abgekippt werden und vielerorts zu erheblichen Geruchsbelästigungen führen. In dem Mist enthaltene Keime, die über Wind und Staub verteilt werden können, stellen ein Risiko für Anwohner und benachbarte Tierbestände dar. Routinekontrollen sind hier nicht vorgesehen, Behörden werden nur bei meldepflichtigen Ereignissen tätig. Die Lagerung von Festmisthaufen muss zudem bei den Landkreisbehörden heute nicht einmal angezeigt werden. Bei Verstößen gegen Auflagen, wie etwa dem Gewässerschutz , dem ordnungsgemäßen Abdecken der Haufen mit Stroh, der maximalen Lagerdauer von sechs Monaten, oder dem jährlichen Wechsel der Lagerplätze ist man daher auf die Meldungen besorgter Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Heute ist die Zuständigkeit für die Verfolgung solcher Verstöße auf verschiedene Fachbehörden verteilt. "Die Landkreisbehörden müssen in die Lage versetzt werden, stichprobenhaft Routinekontrollen der Freilandlagerung von Festmist-Düngerhaufen bzgl. aller relevanter Auflagen durchzuführen, und zwar in einer Hand.", fordert Dalchow.Übereinstimmung gab es in der Einschätzung von BUND und den Kreisveterinären, dass weitere und deutlichere Verbesserungen in den geltenden Verordnungen zu Nutztierhaltungsbedingungen in der Geflügelmast erreicht werden müssen.Auf Landes- und Bundesebene streitet der BUND daher engagiert für eine Veränderung der Haltungsverordnungen. Hier ist vor allem die Politik gefragt. Im Landkreis Wolfenbüttel werden die Umweltverbände und Bürgerinitiativen die Entwicklungen der industriellen Tierhaltung auch weiterhin im Auge behalten und sich für eine Verhinderung der Massentierhaltungsanlagen und eine Verbesserung des Tierschutzes einsetzen. Landwirte, die Nutztiere halten möchten ruft der BUND auf, sich an den Neuland-Richtlinien für artgerechte Nutztierhaltung zu orientieren.BUND, NABU und die Bürgerinitiativen zeigten sich am Ende erfreut über den guten Verlauf dieses ersten Fachgesprächs. Fast alle Fragen waren hinreichend beantwortet worden. Der BUND begrüßt das abschließende Angebot von Erstem Kreisrat Herrn Hortig, für solche Fachgespräche bei Bedarf im Jahresrhythmus zur Verfügung zu stehen und wird gerne darauf zurückkommen.